Marathonkurs Sommer 2020
Seit Mitte März hat Corona auch die Läuferszene fest im Griff. Somit war schon vor dem Sommerkurs klar: Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, wird es wahrscheinlich keine großen Laufveranstaltungen geben, eventuelle kleinere Läufe, aber definitiv keine großen Marathon-Events, wie wir sie kennen und lieben. Daher war schon vorher für mich die Frage, melde ich mich überhaupt an oder was mache ich.
Nach einigem Überlegen habe ich mich dann trotzdem angemeldet, auch wenn klar war, dass ohne richtigen Wettkampf am Ende des Kurses mein Ziel Sub 3 h weiter warten muss. Was waren also meine Gründe, dass ich mich angemeldet habe: erstens ist meine Lauftechnik noch immer nicht optimal und man kann immer weiter am Laufstil arbeiten und zweitens sind es natürlich die Freunde, die ich im Kurs gefunden habe. Es macht einfach Spaß, mit euch zu trainieren. Man motiviert sich gegenseitig, man hilft sich und man unterstützt sich. Außerdem ist da noch unser Trainer Klaas, der meistens die richtigen Worte findet und uns immer wieder zu neuen Höchstleistungen treibt.
Am 2. Juli war es dann soweit, der erste Kurstermin fand statt und wir erhielten folgende Info: Sollte kein offizieller Lauf stattfinden, werden wir unseren eigenen Abschlusslauf organisieren, sodass es für alle, die es wollen, auch ein Ziel geben wird. Und es gab eine weitere Neuigkeit für alle: Es gibt ein regelmäßiges Zirkeltraining, Termin ist hierfür immer montags und virtuell, jeder bei sich zu Hause über Zoom.
Der Test dafür lief schon gegen Ende des Frühjahrs Kurses und über den ganzen Sommer und hat sich gut bewährt. Wir waren immer mindestens 12 Personen online und haben fleißig trainiert. Das einzige Problem bei Online-Kursen ist die Technik: Internet und Strom sind unerlässlich, um am Kurs teilzunehmen (dank eines großen lokalen Energieversorgers war das natürlich (fast) gar kein Problem 😉). Klaas und Achim haben sich außerdem extra die Mühe gemacht, alle Übungen in Videos vorzubereiten. Danke hier an Achim, der alle Übungen mehrfach machen musste, bis sie dem kritischen Auge von Kameramann Klaas passten. Natürlich auch danke an Klaas, der mit dem Filmen und Online stellen der Videos sicher genau so viel Arbeit hatte und den virtuellen Zirkel jede Woche weiter professionalisiert hat. 😉
Erstes wichtiges Learning aus dem ersten Training: „Sitzen ist das neue Rauchen“ – ab heute werden wir im Kurs nicht mehr sitzen! Eine unserer ersten Sonderaufgaben (die uns im Vergleich zu den folgenden nicht so sehr ins Schwitzen brachten 😉) war dann auch zu überlegen, wie lange pro Tag wir eigentlich sitzen und diese Info an Klaas weiterzuleiten. Es ist echt heftig, was rauskommt, wenn man die eigene Sitz-Zeit mal zusammenrechnet. Bei manchen waren dies bis zu 14 Stunden! Wenn man dazu dann noch 7-8 Stunden Schlaf addiert, ist man nicht wirklich lange auf den Beinen. Danach war die Frage, wie können wir unsere Sitz-Zeit reduzieren. Es gab so einige gute Ideen und auch selbstgebastelte Stehtische waren darunter…ja Läufer können auch sehr kreativ sein.
Gegen das viele Sitzen hilft Bewegung. Daher umso besser, dass der Trainingsplan um den wöchentlichen Montagszirkel ergänzt wird. Hier arbeiten wir an unserer Muskulatur, vor allem an der Bauch- und Rumpfmuskulatur, sowie an unserer Beweglichkeit. An manchen Tagen möchte ich nach dem Krafttraining einfach gerne aufhören, aber das anschließende Dehnen gehört zum Montagszirkel einfach dazu, auch wenn es fast mehr Schmerzen bereitet als die Krafteinheiten selbst. No pain, no gain! Und ich gebe es ja nicht gerne zu, aber das Dehnen hilft mir wirklich und das Krafttraining für die Stabilität natürlich sowieso.
Zum Montagszirkel kommen die folgenden Trainingstage hinzu: dienstags Lauftreff oder eine eigene Laufeinheit je nach Plan, donnerstags gemeinsames Training in der Laufwelt und schließlich samstags und sonntags für schnelle oder lange Einheiten, je nach Zeitpunkt im Plan. Besondere Läufe waren natürlich wieder die langen gemeinsamen Einheiten, der Halbmarathon zur Orientierung auf dem Rheindamm bei der Staustufe, der 30 km Lauf durch die Rheinebene und der 35 km Lauf auf den Fremersberg.
So viel zum Organisatorischen. Ich persönlich entschied mich relativ früh in diesem Kurs, einfach nur an meiner Fitness und meiner Technik zu arbeiten. Doch sollte ein Lauf stattfinden – egal welcher Art, so wollte ich bereit sein. Bereits im Juli, 2 Wochen nach Kursbeginn, war dann auch bereits mein erster Wettkampf, die Night52 in Bretten. Vom Zeitpunkt her zwar viel zu früh im Trainingsplan, aber es war endlich mal wieder ein Wettkampf und wenn man schon das Glück hat, unter den 99 Auserwählten zu sein, die in Corona-Zeiten einen Wettkampf laufen dürfen, macht man das natürlich auch. Mit 5:12 Stunden über 52 km war ich dann auch sehr zufrieden. Es ging aber hier auch nicht um die Zeit, sondern rein ums Ankommen und ums Schauen, wie der Körper auf so eine lange Distanz reagiert. Ich habe meinen ersten Ultra ziemlich gut weggesteckt muss ich sagen, sogar der Zirkel montags ging wieder, vor allem das Dehnen danach tat gut.
Von nun an war eigentlich nur noch Training laut Plan angesagt, inklusive schweißtreibender Sonderübungen
(= Bauchübungen) als Trainingsreize von Klaas.
Im weiteren Kursverlauf wurde dann klar, es wird definitiv einen selbstorganisierten internen Abschlusslauf geben, an dem jeder seine Leistung messen kann. Als Strecke wurde die wohlbekannte Silvesterlauf-Runde ausgesucht, je nach Lust und Laune konnte man entweder 10,5 km, einen Halbmarathon oder einen Marathon laufen. Die Frage, die sich mir nun stellte: Will ich meine Bestzeit angehen? Will ich dafür 4-mal dieselbe Runde laufen und das alleine?
Naja ist ja noch Zeit bis dahin, erstmal geht es noch ins Trainingscamp nach Yvoux 😊 Aufgrund der anhaltenden Corona-Lage leider auch hier mit kurzfristigen Absagen und somit auch ohne wohltuende Massagen unserer Physiotherapeutin. Trotzdem war es wieder ein durchaus gelungenes und sehr schönes Wochenende mit insgesamt fünf Läufen, tollem Essen und einer super Stimmung unter uns. Über Musikgeschmack kann man sich ja bekanntlich streiten, aber bei Speis und Trank, sowie Stimmung und Atmosphäre waren wir uns glaube ich alle einig, dass es toll war. 😉
Nach Yvoux rückte dann der Abschlusslauf immer näher. Vorbereitend dafür haben wir noch ein paar schnelle Bahn-Einheiten gemacht, bei denen ich eigentlich gemerkt habe, dass die Geschwindigkeit und die Fitness passen. Also die Frage, was laufe ich? Versuche ich alleine die 3 Stunden zu knacken, gehe ich einfach nur auf neuen persönlichen Rekord mit 3:08 h oder unterstütze ich als Tempomacher für die 3:30 h Läufer?
Eine Woche vor dem Abschlusslauf war die Entscheidung dann gefallen: Ich unterstütze die 3:30 h Läufer, mein Ziel kann noch ein bisschen warten, wenn auch hoffentlich nicht mehr lange. Und um mich als Tempomacher schon mal warmzulaufen, durfte ich Sven im Vorfeld noch beim GemeinsamRun in Karlsruhe unterstützen. Hier gab es endlich mal wieder ein bisschen Wettkampf-Feeling und es hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn wir knapp die Zielzeit verfehlt haben.
Und dann war er da, der Abschlusslauf am 26.09.2020. Ich glaube, wir waren alle froh, dass wir den Sommerkurs mit diesem eigenen Laufevent positiv abschließen konnten. Denn dieser Abschluss war auch nach dem plötzlichen Kursabbruch ohne Wettkämpfe im Frühjahr sehr wichtig für uns alle, nicht nur für uns Läufer, sondern auch für die Trainer.
Trotz des Nordseewetters haben wir es alle durchgezogen und es wurden so manche Ziele und persönliche Bestzeiten erreicht. Und die, die ihre Ziele nicht erreicht haben, können trotzdem stolz auf sich sein. Schließlich haben wir in erster Linie nicht spezifisch auf diesen Lauf trainiert, sondern wir sind gelaufen, um gesund und fit zu bleiben. Und wir waren alle fit, topfit würde ich sogar sagen und gesund – vor allem gesund!
Was war das Highlight für mich an diesem Kurs? Das füreinander da sein, auch wenn es mal nicht läuft, wenn man mal hinten laufen muss, weil es heute einfach nicht anders geht oder alles weh tut, wenn man seine Ziele nicht erreicht, weil es einfach an dem Tag nicht geht, wenn man dann trotzdem für jemanden da sein kann und unterstützen kann. Wenn es gut läuft, sind alle da, aber da sein, wenn es mal nicht so läuft und die Lauffreunde unterstützen, das ist viel wichtiger als alles Schulterklopfer, wenn es gut läuft. Daher mein Dank an alle, die uns bei unserem Abschlusslauf unterstützt haben. Danke an die Streckenposten, die bei bescheidenem Wetter die ganze Zeit da waren und gute Laune verbreitet haben. Danke an Achim, der die Zeitmessung gemacht hat, draußen stand und selbst nicht mitmachen durfte. Und danke an die Fans, die auf der Strecke unterstützt haben.
Und zum Schluss der Dank an das Trainerteam: Danke Knut, Achim und Conny, ihr habt uns über viele Kilometer begleitet, ihr habt wieder tolle Strecken rausgesucht, ihr wart in sämtlichen Fragen für uns da und habt uns toll unterstützt. Danke lieber Klaas, es war sicher auch für dich nicht einfach, nach dem Kurs im Frühjahr und dann auch nach den Aussichten für dieses ganze Jahr. Trotzdem hast du einen tollen Kurs gemacht, hast uns immer wieder motiviert, hast dir Gedanken über die Trainingspläne gemacht, hast ein tolles Zirkeltraining auf die Beine gestellt, dass fast nicht professioneller geht. Nebenher hast du noch deinen B-Trainerschein gemacht und die neuen Erkenntnisse direkt in unser Training eingebaut.
Wer so ein tolles Training macht, darf sich nicht beschweren, dass die Läufer immer wiederkommen 😉 In diesem Sinne: Wir sehen uns im Frühjahr! Ich freue mich auf alle, die wieder dabei sind und ich drücke uns allen die Daumen, dass unsere Läufe stattfinden und wir unsere Ziele erreichen.
Bis dahin bleibt alle gesund!
Danke euer Christian